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Das Gesicht der Frau - Buchvorstellung

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Buchvorstellung Befreit von Tara Westover

Schmink ich mich, oder lieber doch nicht?

‚Du trägst jetzt Make-up?‘, fragte er.

‚Sieht ganz so aus‘

Er wollte schon gehen, blieb dann aber doch in der Tür stehen. 
‚Ich dachte, du bist besser.‘, sagte er. ‚Aber du bist genau wie die anderen.‘ 

— Westover, Tara: Befreit. Köln: Verlag Kniepenhauer & Witsch, Köln, Seite 165.

Die morgendliche (Schmink-)Routine

Es ist doch immer das Gleiche: Der Wecker reißt uns aus dem Schlaf, und wir, noch halb im Träumeland, quälen uns in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett. Den ersten Kaffee intus, das Buttertoast heruntergewürgt, begibt sich Frau wie jeden Morgen ins Badezimmer, reibt sich noch ganz verschlafen die letzten Schlafkörner aus dem Augenwinkel und beginnt dann vor dem Spiegel mit der täglichen immergleichen Prozedur: Sie greift nach dem Kajal und malt sich ihr Gesicht.

Grundierung, Puder, Mascara, Lidschatten, Kajal – Morgen für Morgen, Tag für Tag, malt Frau Strich für Strich ihr Gesicht, doch während du dort wie jeden Morgen vor dem Spiegel stehst und den Pinsel schwingst, solltest du mal gelegentlich einen Moment lang innehalten und dich fragen: Warum schminke ich mich eigentlich?

Das innere Ich

Was bedeutet es, sich als Frau zu schminken?

Es bedeutet, ein Stück weit seine eigene Identität aufzugeben und sie gegen eine andere, gegen eine Idealvorstellung einzutauschen. Das mag befremdlich klingen, ist aber gar nicht; denn uns verkleiden, das tun wir beinahe täglich, nur bemerken wir es oft einfach nicht. Magazine, Tutorials oder im Instagram-Feed, egal wo, überall bekommen wir Tipps dafür, wie Frau sich richtig in Szene setzt, damit sie genauso aussieht wie die Idole unserer Zeit: Kylie Jenner & Co..

Frau (ver)kleidet sich wie ihr Idol, schminkt sich wie sie, ahmt sie nach.

Fragt sich Frau:

  • Ist sie damit schlichtweg nur noch eine Kopie ihres Idols?

  • Oder doch noch ganz sie selbst?

  • Der Mensch, der Frau im Inneren ist?

Jeder Mensch ist mehr als seine (Ver)kleidung. Er/Sie ist Wissen, Aktivität, Kreativität. Und in der Summe, die künstlerische Schöpfungskraft. Denn jeder ist ein Künstler, ob mit Pinsel und Farbe oder Mascara und Kajal.

Die Befreiung vom Stereotyp „Frau“ in Tara Westovers Befreit

Tara wächst inmitten der amerikanischen Einöde irgendwo im Nirgendwo auf. Sie besucht keine staatliche Schule noch hat sie großen Kontakt zu anderen Mädchen oder gleichaltrigen, stattdessen ist ihr Bruder Shawn die wohl größte Bezugsperson, und gleichzeitig der, der sie tyrannisiert. Denn wie in dem angeführten Zitat versucht Shawn die kleine Schwester seinem männlichen Willen unterzuordnen. Doch kämpft, sie kämpft gegen die männliche Gewalt, gegen das Patriarch, gegen Klischees.

Wie? Durch Bildung. Sie macht die Schule nach, geht zur Uni und macht gegen den Willen ihrer Eltern sogar einen Doktortitel, und erbildet sich so die Freiheit aus den festgefahrenen Strukturen ihrer Heimat.

Book review on Educated by Tara Westover

Should I put makeup on or not bother?

‘Do you wear make-up now?’ he asked.

‘Looks like it.’

He was about to leave, but then he stopped at the door.
’I thought you were better,’ he said. ‘But you are just like the others.’

- Westover, Tara: Educated. Cologne: Publisher Kniepenhauer & Witsch, Cologne, page 165. (translated by Maria Romanska)

The morning (make-up) routine

It's always the same: The alarm clock wakes us up – half sleeping – we force ourselves out of bed at the crack of dawn. Having a first quick coffee, quickly eating a buttered toast, we go into the bathroom – the same procedure as every morning – we rub the last grains of sleep out of the corner of our eyes, still sleepy, and then start with the daily routine, facing ourselves in the mirror: we reach out for the kohl and start painting our faces.

Primer, powder, mascara, eye shadow, kohl - morning after morning, day after day, we paint our face line by line, but while we are standing there in front of the mirror and swing the brush as we do every morning, we should occasionally stop for a moment and actually ask ourselves: Why am I putting make up on?

The Inner Self

What does it mean to put on make up as a woman?

It means to give up one's own identity to a certain extent and exchange it for another, for an ideal. This may sound strange, but it's not at all; because we dress up, we do it almost every day, but often we simply don't notice it. Magazines, tutorials or in the Instagram feed, no matter where, everywhere we get tips on how to make a woman look just like the idols of our time: Kylie Jenner & Co.

We dress like our idols, put on the same makes up, we copy her.

We should asks ourselves:

  • Am I simply a copy of my idol?

  • Or am I still completely myself?

  • The true person inside of me?

Every human being is more than he is revealing to the outside world. He/She is knowledge, activity, creativity. And in the sum: artistic creative power. Because everyone is an artist, whether with a brush and paint or a mascara and kohl.

The liberation from the stereotype "woman" in Tara Westover's Educated

Tara is growing up in the middle of the American wasteland somewhere in the middle of nowhere. She doesn't attend public school nor does she have much contact with other girls or her peers, instead her brother Shawn is probably her biggest attachment figure and at the same time the one who tyrannizes her. As quoted above Shawn tries to subordinate his little sister to his male will. But she fights against male violence, against the patriarch, against clichés.

How? Through education. She imitates school, goes to university and even gets her doctorate against her parents' will, gaining freedom from the entrenched structures of her homeland.