Venus 2.0 - Nachhaltigkeit, Feminismus, Mutterschaft und bewusstes Leben

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Warten auf den (richtigen) Mann

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Buchvorstellung Berta Isla von Javier Marías

Warum warten wir Frauen immer auf Mr. Right?

Erst wartet Frau auf den „Richtigen“, denn obwohl der Mann in ihrem Leben noch gar nicht präsent ist, fängt die quälende Warterei bereits an. Ein bisschen wie im Märchen, wie bei Rapunzel, ein unschuldiges Mädchen mit langen blonden Haaren ist in dem unerreichbaren Turm gefangen und wartet auf den Prinzen, der sie aus den Klauen des Schreckens befreit. Und der Schlüssel zum vermeidlichen Glück: das Warten.

Stufe 1 – Ich warte auf den Richtigen

Frau investiert Unmengen an Zeit und Geld in Schuhe, Schminke und Klamotten, quetscht sich in kneifende Jeans und brezelt sich mühselig auf, um schöner zu glitzern als die Kugeln am Weihnachtsbaum. Und wofür? Damit ER sie wahrnimmt, sie als die Frau seines Herzen erkennt, mit dem einzigen Ziel, dass sie, – aus umgedrehter Perspektive –, die Eine an seiner Seite wird.

Stufe 2 – Die Wahl ist getroffen, jetzt warte ich auf den nächsten Schritt

Ist die Suche nach Mr. Right längst abgehakt, hat Frau es deutlich entspannter, weniger Pickel erzeugende Paste im Gesicht, keine durchzechten Nächte mehr in vor Schweiß stinkenden Clubs und Bars (Rauchen ist ja leider nicht mehr, es lebe die Gesundheit!), und die zehenquetschenden Mörderheels fliegen endlich auch in die letzte Ecke – und müssen hoffentlich nie wieder hervorgeholt werden! Doch was bleibt: das Warten, denn nun wartet Frau vergeblich darauf, dass ihr Angebeteter den nächsten Schritt macht, und nicht irgendeinen, sondern einen bedeutenden. Eine gemeinsame Schublade im Schlafzimmer oder doch lieber gleich schon Zusammenziehen, das erste Treffen mit den (hoffentlich bald) Schwiegereltern in Spe, romantische Dinner in der heimischen Küche zu zweit, egal, was es auch ist, Frau wartet darauf, dass er den nächsten Schritt macht, denn Frau will die Eine sein, für die er es macht.

Stufe 3 – Alles hat ein Ende, nur das Warten hat keins

Sind alle ersten Schritte und ersten gemeinsame Erlebnisse auf der To-Do-Liste mit einem Häkchen markiert, gewinnt mehr und mehr der langweilige Alltagstrott die Macht in einer Beziehung. Das ist der Augenblick, in dem Frau doch aufatmen können sollte, den Mr. Right bleibt eisern an ihrer Seite.

Und dennoch wartet Frau weiter, darauf, dass…

  • er am Abend nach einem langen Arbeitstag nach Hause kommt.

  • er ihr mit einer kleinen netten Geste verwöhnt, mal für sie kocht oder etwas pragmatischer, vielleicht einfach mal den Müll rausbringt,

  • wieder etwas passiert, ein Funke in uns entfacht, das heißt, eigentlich sind wir bei Stufe 3 erneut bei Stufe 1 des Wartens angekommen.

Das Konzept „Warten“ im Roman Berta Isla

Warum beschreibe ich das allzu Bekannte so ausführlich? Weil ich denke, uns ist als Frau heutzutage zwischen Meetings, Arbeitsstress und Kinderhüten gar nicht mehr so bewusst, dass diese als veraltet geltenden Strukturen in unserer Mitte immer noch sehr präsent sind.

Berta Isla, ein Weltroman von Javier Maria, greift genau diese Thematik des Wartes, wie wir sie mal nennen wollen, auf. Die Protagonistin Berta Isla verliebt sich zu Beginn des Romans ganz klassisch während der Schulzeit in den Dream Boy des Jahrgangs, Thomas. Und auch er ist Feuer und Flamme für sie, sie ist seine Auserwählte. Ein Mädchentraum scheint war zu werden. Doch das verliebte Paar wird schon sehr früh durch die Umstände getrennt: Studium in unterschiedlichen Ländern, die Berufswahl, andere sexuelle Abenteuer, eben all das, was man heutzutage so kennt, greift in die Beziehung der beiden ein und stellt sie auf eine Probe.

Thomas studiert in England, sie bleibt in ihrer gemeinsamen Heimat Spanien. Und sie wartet, wartet darauf, dass er zu ihr zurückkehrt. Das tut er auch, und sie heiraten. Doch für Berta hat das Warten damit kein Ende, er nimmt einen ungewöhnlich scheinenden Job bei der Botschaft in England und pendelt zwischen England und Spanien hin und her. Und sie wartet weiter – auf ihn. Monate, Jahre vergehen, sie bekommen auch Kinder, doch der Zweifel in Berta Isla bleibt weiterhin bestehen:

Lohnt sich das Warten auf dein einen Mann, den Frau vielleicht doch nie bekommen wird, oder sollte sie es aufgeben?


Waiting for Mr Right

Book review on Javier María’s “Berta Isla”

Why do we women always wait for Mr Right?

Women wait for the "right one", even if that man has not even appeared on the stage of their life yet, but the waiting has already begun. It is a bit like in a fairy tale – like in Rapunzel: An innocent girl with long blonde hair is trapped in the unreachable tower and waits for the prince to free her from the claws of loneliness. The key to ‘happiness’ is waiting.

Stage 1 - Waiting for the right one

Women invest a lot of time and money in shoes, make-up and clothes, squeeze themselves into pinching jeans and painstakingly breeze up to glitter more beautifully than the balls on the Christmas tree. What fore? For him to take notice of her, for him to realise, that she is the woman of his heart. Her goal? To become the One at his side.

Step 2 - The choice is made, great now I’ll wait for the next step.

As soon as the search for Mr. Right is over, women have a much more relaxed expression on their faces – no more drunken nights in sweat-smelling clubs and bars (they quit smoking, cheers to a healthy lifestyle, baby!), and the toe-crushing murderer heels are finally thrown into the darkest corner of the bedroom – and hopefully never have to be pulled out again! But what does remains? Well, waiting. Why? Because now women wait in vain for their beloved to take the next step, not just any step, but a life-changing one. A shared drawer in the bedroom, a shared home, the first meeting with her (hopefully soon) parents in law, romantic dinners in the home kitchen, … no matter what it is, women are waiting for him to take the next step because women want to be the One, that special One and only.

Stage 3 - Everything has an end. The only thing which does not is waiting.

If all first steps and common experiences are marked with a tick on the to-do-list, the boring everyday routine becomes more and more present in a relationship. This is the moment when a woman should be able to breathe a sigh of relief, for if Mr Right remains at her side.

And yet women continue to wait for...

  • For him to come home in the evening after a long day at work.

  • For him to pamper her with a nice little gesture, to cook for her or to simply take out the garbage.

  • For something to happen again, to light up that spark inside the woman. If that is the case at level 3 we are indeed – let’s face it – back at level 1.

The concept of "Waiting" in the novel Berta Isla

Now you are probably asking yourself, why the heck does she describe the obvious in such detail? Well, the reason is, I think as busy women nowadays we are no longer aware that these outdated structures are still present in our minds.

“Berta Isla”, a novel by Javier Marías, refers to the theme of “Waiting” – as I call it. At the beginning of the novel, the protagonist Berta Isla falls in love with the school’s Dream Boy. And he, lucky enough, is on fire for her. She is his chosen one – the One. A girl's dream seems to have come true. But the couple in love is separated at an early stage by the circumstances: studies in different countries, the choice of career, other sexual adventures – all these factors put their relationship upside down and test their love.

Thomas studies in England, she stays in their country of origin Spain. And she waits. She waits for him to return to her. He does, and they get married. But for Berta, the journey of waiting doesn’t come to an end. He takes an unusual job at the embassy in England and commutes between England and Spain. And she continues to wait – for him. Months, years pass, they have children, but Berta’s doubts remain:

Is it worth waiting for your husband, whom you may never fully get? Or should I give it up?