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„Die unbeschreibliche Leerstelle“

„Die unbeschreibliche Leerstelle“

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Buchvorstellung Erinnerungen eines Mädchens von Annie Ernaux

Wer bin ich als Frau? Ohne Mann?

Ich wollte dieses Mädchen auch vergessen. Sie wirklich vergessen, das heißt, nicht mehr das Bedürfnis haben, über sie zu schreiben. Nicht mehr denken, ich muss über sie schreiben, über ihr Begehren, ihren Wahn, ihre Idiotie und ihren Stolz, ihren Hunger und ihr versiegtes Blut. Es ist mir nie gelungen.
— Ernaux, Annie: Erinnerungen eines Mädchens. Berlin: Suhrkamp Verlag, 2018, Seite 15.

„Die unbeschreibliche Leerstelle“

Ohne ihn fühlt Frau sich nicht ganz, als würde etwas fehlen, als wäre sie nur eine halbe Person – den Mann. Denn ohne ihn entsteht diese unbeschreibliche Leerstelle, die Frau krampfhaft versucht, künstlich zu füllen, indem sie das tut, was sie immer tut: Mr. Right finden.

Die Filmindustrie macht es vor, Frau nach, und jede Frau sucht ihn, den richtigen Mann für ihr Leben. Natürlich, so manche Frau, und ich denke, ich kann da auch von mir selbst sprechen, würde das vehement bestreiten, wenn Mann sie fragen würde. Stattdessen würde sie sagen, sie brauche keinen starken Mann an ihrer Seite, um sich ganz zu fühlen. Sie ist mit sich und ihrem Single-Dasein voll und ganz zufrieden: Ausgehen, wann Frau will, keine Kompromisse im sowieso viel zu stressigen Alltag, und auch die Diskussion darüber, wer den stinkenden Müll rausbringt, bleibt der Single-Frau erspart.

Hört sich doch also gar nicht so schlecht an als (freie) Frau, oder?

Die Sehnsucht nach Ganzheit

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Doch die scheinbare Freiheit hat ihre Tücken, denn sie ist keine. Die Leerstelle existiert, sie ist da, zu jeder Tageszeit in jeder Jahreszeit, sie ist Frau oftmals gar nicht so bewusst, denn sie versucht diese spürbare Leere so gut es geht durch Bildung, Arbeit & Selbstverwirklichung zu füllen – das sind die modernen Lebenspartner der Frau von heute. Und dennoch, der Zug der Selbstbestimmung hat eines nicht aufgehalten: die Suche nach Mr. Right.

Es ist die Sehnsucht nach Ganzheit, die Frau quält, egal, wie emanzipiert sie zu sein glaubt. Aber ist das schlimm? Ist es nicht, es ist weder schwach, noch mädchenhaft, romantisch oder sonst irgendetwas. Es ist menschlich. Und auch der Mann sucht sein Gegenstück, Mrs. Right, schon mal darüber nachgedacht?

Die Frau sucht Mr. Right, der Mann wiederum die Eine. Oder den Einen, und sie sucht sie. Wir alle suchen jemanden, der uns besser macht, jemanden, mit dem wir uns Ganz fühlen können, und ohne den wir diese Leerstelle empfinden, die wir einfach nicht füllen können, ohne eben diese eine Person.

Das Ist der Zauber der Ganzheit.

‘Das Mädchen von 58’ in Annie Ernauxs Erinnerungen eines Mädchens

In Annie Ernauxs Weltroman Erinnerungen eines Mädchens greift das Werk diese Bezeichnung „Die unbeschreibliche Leerstelle“ (S. 15) auf und zeigt, wie sehr Frau sich vom anderen Geschlecht noch immer beeinflussen lässt. Das ‘Mädchen von 58’ ist ein Mädchen, was glaubt, während eines Sommercamps die große Liebe gefunden zu haben. Der Traum platzt, der Angegebetete spielt nur mit ihr und schickt sie, als er keine Lust mehr auf sein Spielzeug hat, eiskalt in die Wüste. Das ‘Mädchen von 58’ ist hilflos und versucht das Verlorene zu kompensieren; sie verstrickt sich in immer mehr Männergeschichten, verweigert das Essen, und das alles nur, um dem Schönheitsideal DER Frau näher zu kommen, und das alles nur, um die Leerstelle in sich auszufüllen.

Die Frau auf der Suche nach der Liebe ihres Lebens versucht, die Leere in sich auszufüllen. Bleibt nur die Frage, ob sie damit nicht genau das Gegenteilige bewirkt und in ihre Persönlichkeit immer Meer Leerstellen reißt – nur, um Mr. Right zu gefallen.


”The indescribable void”

Book review on „A Girl’s Memory” by Annie Ernaux

Who am I as a woman? Without a husband?

"The indescribable void."

Without him, a woman does feel as if something is missing, as if she were only half a person - missing the man. Because without him there is this indescribable void that a woman desperately tries to fill artificially by doing what she always does: finding Mr. Right.

The film industry offers an example, women are copying, and every woman is looking for him, for her Mr. Right. Of course, some women, including myself, would vehemently deny that if a man asked them. Instead, she would say she did not need a strong man at her side to feel whole. That she was fully satisfied with herself and her single existence: No discussions on redundant matters, the freedom to go out whenever and as long as she wants to, no compromises.

So it doesn't sound too bad to be a (free) woman, does it?

The longing for wholeness

But the apparent freedom has its pitfalls, because it is not one. The void exists, it is there, at any time of the day, in any season of the year. But the void doesn’t seem to be obvious at all times, because the woman to fill this perceptible void as best as she can by occupying herself: education, work & self-realization - these are the modern life partners of today's women.. And yet, the train of self-determination has not stopped one longing: the search for Mr. Right.

It is the longing for wholeness that torments women, no matter how emancipated they think they are. But is that bad? It's not, it's neither weak nor girlish, romantic or anything else. It is human. And also men are looking for their counterpart - Mrs. Right, have you ever thought about it?

Women are looking for Mr. Right, men for the one. Or men are looking for Mr. Right and women for Mrs. Right. However we are all looking for someone who makes us better, someone with whom we can feel whole, and without whom we feel this void that we just can't fill, when this particular person is missing.

This is the magic of wholeness.

The Girl of 58' in Annie Ernaux's “A Girl’s Memory”

Annie Ernaux's world novel “A Girl’s Memory”, picks up the term "The indescribable void" and shows to what extent women are still influenced by the opposite sex. The 'Girl of 58' is a girl who believes to have found great love on a summer camp. The dream bursts, the beloved plays with her and hirts her deeply when he no longer wants to “play with his toy”. The 'Girl of 58' is helpless and tries to compensate for what she has lost; she gets entangled in romances, refuses to eat. All this only to fulfill the ideal of THE Woman, and all this only to fill the void in herself.

Women searching for the love of their lives try to fill the void in themselves. But doesn’t it have an opposite effect: Are women not tearing empty spaces into their personality? - just in order to please Mr. Right.

Schwarze Seife für alles - Dudu Osun

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Geburt braucht einen Imagewechsel

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